(HW) herzlich willkommen in meinem
- blog
mein hauptgedanke ist es, einen blog zu starten wobei es sich um
hirnverletzungen (hier speziel: koma, wachkoma, komawach) handelt.
ihr kennt den von mir gebildeten begriff komawach noch nicht?
dazu findet ihr mehr auf meiner HP www.komawach.de
.
grundlage zum thema dazu bin ich selbst als betroffene.
seht auch ihr ( und interessierte oder angehörige) eure neue
zugehörigkeit zur gruppe der hirnverletzten als etwas besonderes,
(aus)-gezeichnete), denn nur ihr seid im "2. leben" mit vielen neuen,
speziellen möglichkeiten ausgestattet.
ihr wollt doch im "2. leben" leben und nicht dahinvegetieren !
a k z e p t i e r t euch, n e h m t (liebt) euch, wie ihr seid!
spürt öfter das gefühl im angehörigen- oder interessiertenkreis gebraucht zu werden.
ich freue mich auf eure kontakte und darauf, dass ich mein ganzes
20-jähriges wissen dazu weiter geben und vielleicht sogar unterstützen kann.
fragen bzw. stellungnahmen von betreuenden, wie angehörige, pflegepersonal, arzte/innen, wissenschaftler/innen usw. sind herzlich eingeladen teilzunehmen.
vielleicht schaffen betroffene sogar dir viele einblicke (evtl. bedürfnisse mitzuteilen) in/aus komazeiten zu geben.
genauso sollten mitarbeiter auch ihre schwierigkeiten und freuden in zusammenhang mit betroffenenversorgung mitteilen, sodaß ein besseres verständniss untereinander entsteht.
du möchtest gleich starten und damit auf diesen post antworten?
dann klicke ganz einfach hier:
http://zebingernlachkomawach.blogspot.de/2015/03/herzlich-willkommen-in-meinem-blog-mein.html#comment-form
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AntwortenLöschen1.teil
AntwortenLöschendes auszug aus meinem 2. buch
"Mein Geschenk" ISBN 978-3-8391-7190-2
Koma –
die Zwangsjacke zum Glück
Koma: ein Weg zum Glück? Kann ein Koma eine Wende zur
eigenständigen Persönlichkeit bringen?
Und was soll das
nun mit der Zwangsjacke?
79
Wie soll etwas Erschreckendes wie die Zwangsjacke
zum persönlichen
Glück verhelfen? Eine Zwangsjacke steht doch im
Widerspruch zum Glück. Man wird durch sie doch in seinen
Funktionen
eingeschränkt (lahm-gelegt, wie beim Koma).
Ja, gerade durchs Lahm-Legen wird man gezwungen,
die
letzte Lebenschance wahrzunehmen
und zu durchleben
(man kann nicht fliehen – höchstens in den Tod), um geliebt
„erwachsen“ zu werden.
Betroffenheit (Koma) geschieht dann, wenn keine andere
Alternative mehr zum glücklich Werden zur Verfügung steht.
Es ist der letzte Strohhalm!
Alle bisherigen Angebote zur Wende, zur persönlichen Zufriedenheit
sind unbearbeitet, unbewältigt, verdrängt oder nicht
als solche erkannt worden (evtl. wurde begonnen, das Ziel zu
erreichen, aber inkonsequentes Handeln hinderte sie daran.
Z. B. nehmen sie sich vor, Diät zu halten, beginnen es, brechen
aber bald wieder ab) oder sie waren vorher gar nicht da.
Aus eigener Erfahrung weiß ich: Im Koma hat man die
höchste Konzentration für die Aufnahme von Angeboten.
Zusätzliche kompromisslose Annahme und echte Liebe der
Umgebenden führen zum entscheidenden Wendepunkt ins
neue Leben.
Alles Negative (z. B. Verlassenwerden, Abwendung) hemmt
sämtliche Anstrengungen und wirft den Betroffenen nieder
– es zerstört, tötet.
Bedingungslose Annahme und Loben helfen bei der Entscheidung
zum Leben.
80
Die Empfindsamkeit ist sehr hoch. Falsche Freunde
hatte ich
sofort entlarvt, denn in meinen Träumen während der komatösen
Zeit wurden den Fälschern Fratzen aufgesetzt und
ich konnte sie schnell erkennen (der persönliche Spamfilter
funktionierte
sozusagen).
Jedenfalls fand ich beim Gang durchs Koma einen
Weg zu
Zufriedenheit und Glück (wieder das Bild der Zwangsjacke:
Sie lässt noch die Möglichkeit zur Flucht, zur Entscheidung,
zum Leben offen, denn sie ist noch nicht ganz geschlossen)
und ich bekam durch meine Entscheidung
Kraft.
Durch persönliche Zufriedenheit wurde ich fähig, positive
„Sendungen“ in die Welt zu schicken.
Ich erkenne die Wahrheit daran, dass die Bilder der Träume
sich spiegeln, das heißt ich kann die Komaträume fast alle
deuten und in der Wirklichkeit
für mich nutzen.
Meiner Erfahrung nach sollte diese wertvolle Phase unbedingt
gepflegt und geschützt werden.
Hätte ich diese wertvolle Zeit nicht erhalten, wäre ich nie
in den Genuss dieser letzten Chance gekommen und wäre
gestorben.
Jens’ ergänzende Worte dazu: „(…) Wahrscheinlich
gibt es
zwei Gruppen von Menschen, die Deine Zeilen lesen werden:
Menschen, die im Koma waren, und Menschen, die sich
damit nicht auskennen. Erstere werden Zugang zu dem Wort
Zwangsjacke finden, sie werden Dich gleich verstehen. Die
andere Gruppe wird vielleicht mit dem Begriff Zwangsjacke
überfordert sein.
2. teil "Koma - die Zwangsjacke zum Glück"
AntwortenLöschen81
Sicherlich ist das Koma nur der ‚Anstoß‘ zum Glück. Die Verwandten
und Umgebenden haben vielleicht vor dem Koma
nicht genügend Wärme und Wertschätzung gegeben. Dem
Betroffenen und auch sich selbst untereinander zwischen
den Menschen.
Hoffentlich führt das Koma dazu, dass die Menschen danach
weitaus mehr und reinere Liebe geben können.
Vielleicht hilft das Koma zumindest dabei, dass alle Menschen
einfacher angebotene Wärme, Nähe und Wertschätzung
annehmen können und dass alle damit verbundenen
Menschen sich selbst mehr schätzen lernen.
Und besonders gilt das für die zweite Gruppe (die, die selbst
keine eigenen Erfahrungen mit dem Koma haben), dass sie
vielleicht durch das Lesen dieser Zeilen angeregt werden, sodass
es für deren aktuelle Mitmenschen ein Koma gar nicht
erst geben muss, damit alle näher zu sich selbst und dadurch
näher und wärmer zu anderen finden können (…).“
Und Karin schreibt: „(...) ich glaube, dass wir vier: Du, Jens,
Majo und ich, auf dem richtigen Weg sind.
Liebe ist der Schlüssel zum Koma. Wenn wir den Schlüssel
Liebe haben oder derjenige, der im Koma liegt, seinen
eigenen Schlüssel gefunden hat, dann kann er wieder wach
werden.
Es scheint so wie in der realen Welt. Mit nichts auf der Welt
kannst Du Liebe einfordern oder besitzen. Liebe bekommt
man umsonst.
Bei unserer Mutter würde es auf jeden Fall zutreffen.
Koma – Schlüssel – Liebe – Aufwachen (...)“
Majo sagt: „(...) der bloße Verstand findet das natürlich nicht
logisch und verständlich, dass man einen Schlaganfall als
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Geschenk sehen kann. Für die Seele, für das Wachstum, die
Reifung und die Liebe ist es aber ein Geschenk (...).“
Schon früher suchte ich den Weg zu Zufriedenheit
und
Glück. Ich begegnete ihm aber erst durch den Schlaganfall
und mit dem Koma („zugeworfene Zwangsjacke“).
Ich habe den Zwang angenommen und das glückbringende
Geschenk erhalten. Dazu habe ich mich für den
„Quer-durchs-Tal-Weg“ entschieden,
um wieder auf den
kommenden Berg zu kommen. Ich persönlich kann den
Schlag deshalb nicht verfluchen, denn ich bin froh, dass ich
die Chance zum Glück bekommen habe und nun in vielen
entscheidenden Dingen wesentlich zufriedener denken
und handeln kann.
Meine Tochter fragt: „Möchtest du das vorherige Leben ohne
Behinderung nicht zurückhaben?“
Ich antworte: „Nein, dann hätte ich das, was ich durchs
neue Leben kennenlernte, ja nicht kennengelernt,
und das ist
mir wichtiger geworden, als ohne Behinderung (Geschenkpapier)
zu sein.
Ich kann meinen Kopf ja noch oben tragen, denn ich habe ja
nichts verbrochen. Meine Persönlichkeit
ist erhalten geblieben,
ja sogar stabilisiert worden. Ich bin nur gelähmt.
Ich kann auch nicht durch Träumen die Behinderung
beseitigen,
höchstens hoffen, dass sie sich rehabilitiert. Aber
bei Lähmungen mit meinen Ausprägungen ist eine vollkommene
Rehabilitation
unwahrscheinlich. Ich kann im Moment
nur dran arbeiten, den alten Zustand wiederherzustellen,
aber ob es gelingt?
3.teil "Koma - die Zwangsjacke zum Glück"
AntwortenLöschen83
Die Hoffnung auf eine vollständige Reha ist zwar immer
da, aber ich verleugne nicht die derzeitige körperliche
Einschränkung.
Ich akzeptiere sie und lebe so, wie die derzeitige
Situation es zulässt.
Ich habe mich auch schon ans jetzige
Leben gewöhnt, und dann hieße das, sich erneut umzustellen.
Und ob das andere Leben Besseres gebracht hätte, ist
damit nicht gesagt.
Es ist schon mitunter zum Verzweifeln, weil manches ohne
Behinderung leichter gewesen wäre
(Gewohnheiten beizubehalten),
wie z. B. eben mal schnell noch den Bus zu kriegen,
arbeiten zu gehen und Geld zu verdienen und damit
wahrscheinlich einen höheren Lebensstandard zu haben,
oder auch zu spüren, dass es nun normal ist, nicht mehr die
Leiter besteigen zu können oder im Wald oder am Strand
spazieren gehen zu können.
Aber ich kann endlich das tun, was zu mir gehört und meine
Persönlichkeit leben. Wie z. B. mein soziales Engagement
sehr umfangreich pflegen oder viel Zeit in mitmenschliche
Beziehungen investieren, meine Talente fördern usw.
Ohne die erforderliche Entscheidung hätte ich wahrscheinlich
nie eine solche Zufriedenheit mit mir selbst erfahren. All
das war nicht so ausgeprägt wie jetzt und wer weiß, ob ich
im ersten Leben je vollkommenes Glück erfahren hätte?
Und weil man nicht alles haben kann, was man sich wünscht,
war mir die Entscheidung zu diesem Leben wertvoller, dafür
musste ich allerdings das Manko Behinderung in Kauf
nehmen.
Es gibt kein Positiv ohne das Negativ.
84
Ich erhielt eine besondere Aura, die bloß noch nicht genug
wertgeschätzt wird. Das Lebensgefühl sollte noch eine erhöhte
Wertigkeit bekommen.
Leider sind es viele Behinderte selbst, die sich negativ halten
oder machen, aber alles nur, weil sie die Konsequenz im entscheidenden
Moment (z. B. Koma und anschließende Therapie)
meiden. Sie denken, Behinderung sei negativ, auf jeden
Fall glauben sie, es gibt einen Schuldigen für ihr Elend.
Und es gibt Betroffene, die glauben, ihren Zustand allein durch
Jammern zu rehabilitieren. Sie entscheiden sich ebenso ungern
für ein neues, ungewisses Leben wie ich im Moment auch.
Ich merkte es auch an einer alten, wieder aufgefrischten Beziehung.
Ich glaubte, meine damalige Liebe ohne veränderte
Persönlichkeit wieder lieben zu können (damals trennte uns
der Schlaganfall).
Heute, nach 14 Jahren, versuchen wir wieder zusammenzukommen.
Aber ich liebe ihn nicht mehr, jedenfalls nicht so
wie damals. Ich habe mich geändert (korrigiert), er nicht.
Auch mein äußerliches Bild hat sich geändert, er behielt sein
altes Bild.
Der vorherige Lebensweg war nicht rein, brachte keine
Glückseligkeit (wir bemerken diese Unstimmigkeit meistens
erst, wenn das Koma schon eingetreten ist; das Vorleben
war noch nicht als problematisch erkannt worden; Signale
wurden nicht entsprechend gedeutet).
Er (der alte zustand) war unglücklich machend, sodass nur noch die alternative
„Zwangsjacke“ half, um der sich aufbäumenden Kraft entgegenzuwirken.
Die „Zwangsjacke“ stellt ein Wendemerkmal dar.
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4.teil "Koma - die Zwangsjacke zum Glück"
AntwortenLöschen85
Koma ist ein absolut konsequenter und nicht rückgängig zu
machender Schritt zur Selbsthilfe.
Es lähmt alles und hält uns so lange fest (in der „Zwangsjacke“),
bis eine persönliche Entscheidung (für Leben oder
Tod) getroffen ist.
Die Chance fürs Geschenk (DAS LEBEN) wird sehr selten „aufgezwungen“,
darum ist es erforderlich, für den, der auch dem Glück zugewandt
sein möchte, diese Chance im gegebenen Moment
zu erkennen und zu nutzen.
Gestorbene Patienten hatten nicht genug Kraft und nicht
genügend Mut, um eigenständig eine Entscheidung für das
Leben zu treffen und um erneut bei null zu beginnen.
Oder die Umwelt hat ihnen nur ungenügende Lebensqualität
für die Zukunft zugestanden, sodass Komatöse sich nicht
zum Leben entscheiden konnten (Angehörige und Freunde
wollten einen relativ unveränderten Menschen zurück; wie
z. B. nach einem gerichteten Beinbruch, aber keinen korrigierten,
selbstständigen Menschen).
In der Entscheidungsphase werden manche Angehörige ungeduldig,
weil es nicht vorangeht. Sie spüren kein Echo und
mitunter hilft nur, die derzeitige Situation zu akzeptieren und
so etwas zu sagen wie Karin zu ihrer komatösen Mutter sagt
oder für sich denkt (sie betreut sie mehrmals wöchentlich):
- Aufgeben können alle, aber weitermachen kannst nur du,
Mama.
- Einen Schlaganfall zu bekommen bezeichne ich als etwas ganz
Unglaubliches.
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- Was dem Einzelnen widerfährt, ist so einzigartig wie der Mensch
auch.
(Ergänzend muss man wissen: Jeder Koma-Schlaganfall ist
individuell, darum muss jeder seinen eigenen Glücksweg
finden)
- Vielleicht bekommen wirklich nur einzigartige Menschen das
Koma.
- Komazeit: der Weg zum Ziel ....
- Ich hatte es nicht eingeladen und doch blieb das Koma!
- Eigentlich standen Komaerlebnisse nicht auf meiner Lebensliste!
- Vielleicht sagst du zu dir: Jetzt bin ich im Koma, na und! Aber ich
brauch’ dafür eine Menge mehr als „nur“ aufzuwachen.
- Bitte wach’ wieder auf und lass das mit dem Koma!
- Für andere ist es nur Koma, für dich kann es ein Geschenk
sein.
- Koma ist kein Leid, sondern eine andere Art der Belohnung für
die Seele!
- Koma ist die Schwester der Seele und beide brauchen Zeit.
- Einige Seelen sind zu klein, sie brauchen einen Komazustand,
um zu wachsen?!
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- Als deine Seele merkte, dass sie alleine war, rief sie nach dem
Koma.
- Wenn zu viele was von deiner Seele wollen, wird sie stur und
macht auf Koma. Und alle anderen stehen vor verschlossenen
Türen und nur die Seele entscheidet, wann geöffnet wird.
- Als deine Seele von den Ärzten hörte, dass sie nun sterben solle,
lachte sie und fiel ins Koma, um gesund zu werden.
- Die Liebe braucht die Seele und wenn beide etwas brauchen,
kommt das Koma.
- Das Koma zeigte mir den Weg zu mir!
(Man (Karin) kann in eine meditative Phase gelangen, wenn
die Antworten vom Komatösen fehlen, denn beim Koma
fehlt das Sprechenkönnen, darum muss man sich (z. B. der
Besucher) die Antworten selber geben)
Ich meine, es kann zwar nicht genug Liebe da sein, bloß sie
soll nicht hemmen durch zu viel Aktivität, also nicht alles
sofort abnehmen (falscher
Ehrgeiz).
Ein Beispiel: Warten, bis der Betroffene ein Problem,
das er
imstande ist, schon selbst zu schaffen,
selbst gelöst hat. Sobald
Aktivität vom Komi ausgeht (z. B. „Ja“ und „Nein“ mit
vereinbarten Zeichen
antworten), sollte gewartet werden,
bis geantwortet
wird. Manchmal gibt der Komatöse auch
selber Zeichen, wie z. B. Fingerbeugen.
Leider haben die Zuhörer häufig nicht genug Geduld zum
5. teil "Koma - die Zwngsjacke zum Glück"
AntwortenLöschen88
Warten und beantworten manche Fragen eben schnell selber.
Schlimmstenfalls wird die Antwort in ihrem Sinne gestaltet.
Aber stimmt die schnelle Antwort überhaupt?
Auch Koma-Gedanken sollten erkundet werden. Ich weiß,
es ist gar nicht so einfach und kann ein Geduldsspiel sein.
Wird es allerdings richtig gemacht, hat es einen schnelleren
und effektiveren Erfolg.
Zunächst reicht allein die bloße Anwesenheit von Besuchern
beim Wachkoma-Patienten. Durch Kontakte wie Handhalten
ist eine erste Hilfe ausreichend gewährleistet.
Die Gedanken über den Sinn von Behinderung sind zu Chancen
der in der Umwelt der Betroffenen Lebenden geworden
und somit zu deren möglicher, bisher ausgebliebener
Glückseligkeit.
Das soll heißen: sich nicht über alles aufregen, sondern erkennen,
was wirklich zur Glückseligkeit fehlt.
Brauche ich viele Statussymbole zum Glücklichsein oder
reicht auch das, was ich schon habe?
Karin meint dazu: „Vielleicht ist das Koma auch ein Pakt. Ein
Pakt mit sich selbst, mit einen anderen Menschen oder ein
Pakt mit dem Teufel, wie im ,Faust‘.
Vielleicht ist es eine Gnade. Ich glaube, bei unserer Mutter
ist es eine Gnade. Eigentlich bekommt sie nun alles, was sie
immer haben wollte: Zuwendung, Hingabe, Aufmerksamkeit
und ganz viel Liebe. An erster Stelle steht Liebe, Liebe und
nochmals Liebe. Aber nur die wahrhafte Liebe wird siegen.
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Alles andere ist nur Heuchelei. Die Angehörigen, die diese
Liebe nicht senden können, sollten sich auch nicht in der
Nähe der Komis befinden.
Und ihr Mann ist endlich für immer und bis zum letzten
Tag bei ihr. Vielleicht ist ihr Zustand so schön, dass sie gar
nicht wieder aus dem Koma heraus will. Sie muss sich um
nichts mehr kümmern, alles haben nun andere für sie übernommen.
Vielleicht wollte sie das immer. Wer weiß?
Sicher hat ihr Gehirn eine Schädigung erhalten, aber kein
Arzt weiß, ob wir wirklich unser ganzes Gehirn brauchen, um
das zu empfinden, was wirklich wichtig ist.“
Das zeigt, dass das Verhalten der Umwelt so oder so einen
Einfluss auf die Entscheidung hat.
Majo meint: „(...) Ich glaube, es ist sehr wichtig, das eigene
Glück genauer zu definieren und mit Vergleichen beschreibbar
zu machen.
Es gab zum Beispiel Zeiten, da habe ich noch nicht verstanden,
welches Glück es sein kann, eine Blume zu sehen,
und wie wichtig und glückbringend es ist, Dankbarkeit für
die Dinge, die von vielen für selbstverständlich gehalten werden,
zu empfinden, ja diese Dinge überhaupt zu erkennen.
Nach meinem Dafürhalten liegt darin der Schlüssel für neue
Sichtweisen und die Wertschätzung des Lebens (...)“
Koma ist noch kompakter als eine tatsächliche Zwangsjacke.
Nur dort (im Koma) ist die eigenständige, zusätzlich erforderliche
zweite Komponente der geistig/seelischen Kraft
zu erlangen, um einen neuen Lebensweg zu finden (bisher
fehlte die Gabe der Mitmenschen: Liebe, Geduld).
6.teil "Koma - die Zwngsjacke zum Glück"
AntwortenLöschen90
Nun kommt der Ersatz oder die bisher ausgebliebene Liebe
und Aufmerksamkeit von unterschiedlichen Personen (neuen
Freunden, Mitpatienten, Krankenhauspersonal, Therapeuten,
Betreuern, Hospiz usw.).
ich: Es gibt keinerlei Ablenkung vom neuen Lebensstil (im Koma).
Durch diese Alternative wird oft die Komaphase länger anhaltend
und intensiver.
Das passiert, weil die „Müllentsorgung“
tiefgreifender ist, der gedankliche Neuaufbau und
letztendlich die Entscheidung zum Leben ist grundlegend
(für das neue Leben).
Werden in dieser Intensivphase des Komas die Grundbedürfnisse
der Pflegesituation (äußerlich: satt und sauber, medizinisch
versorgt; innerlich: Liebe, Geborgenheit,
Vertrauen)
sichergestellt, erhält der komatöse Mensch entscheidende
Anstöße für seine persönliche Entscheidung.
Es bedarf daher dieser zwei nachfolgend genannten
„Zwangsjacken-Komponenten“,
um ein neues Leben zu gewährleisten:
NEHMEN und GEBEN
oder
HILFE und SELBSTHILFE
Majo fragte mich dazu: „(...) wenn ich es recht verstehe, wird
aus Hilfe Selbsthilfe!?“
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ich: Nein, man braucht beide Dinge. Eine Waagschale ist die
Hilfe.
Z. B. eine physische Pflege des Patienten, damit er nicht
stirbt, die Hülle lebendig gehalten wird.
Aber medizinische Tätigkeit allein reicht nicht aus für die
Genesung,
Die zweite Waagschale, die Selbsthilfe, muss auch gefüllt
werden, damit der Patient sich entscheiden kann (die Kraft
dazu erhält er aus der richtigen Mischung aus Mut (Liebe/
Anerkennung) und Angst (Isolation)).
So wird ein Gleichgewicht gebildet.
Schön,
dass das Gleichgewicht
mein Geschenk aufrechtstellt,
das heißt,
es steckt die Kraft der Aufrichtigkeit
in meinem Geschenk.
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